Erfahrungsbericht – Lawinencamp Bayern: Lawinenkurse für Tiefschnee-Fans, Freerider und Tourengeher

von | 15. Februar 2012 | Eventberichte, Events

Der Winter hat lange auf sich warten lassen, aber dafür zeigt er sich aktuell von seiner wirklich besten Seite. Meterhoch türmen sich die Schneemassen in den Bergen und lassen das Herz eines jeden Backcountry-Fahrers höher schlagen. Egal ob auf Skiern, mit Snowboard oder auf Schneeschuhen, Tiefschnee übt seit jeher einen ganz besonderen Reiz aus und gehört mit Recht zu den schönsten Seiten des Wintersports. Doch die weiße Pracht bringt neben butterweichen Abfahrten im Powder auch jede Menge Gefahren mit sich. So vergeht kaum ein Winter, in dem nicht mindestens ein Lawinenopfer zu beklagen ist. Wir haben uns daher das Lawinencamp Bayern genauer angesehen, das verschiedene Kurse für Einsteiger und Fortgeschrittene anbietet, um die Gefahren einer Tour besser einschätzen zu können und im Falle des Falles bestens vorbereitet zu sein. Weitere Infos und zur Buchung findet ihr auf der offiziellen Website.

Erfahrungsbericht - Lawinencamp Bayern: Lawinenkurse für Tiefschnee-Fans, Freerider und Tourengeher

Wer sich selbst vorab ein paar wichtige Informationen zur optimalen Vorbereitung für eine Skitour anbsites befestigter Pisten und/oder das richtige Verhalten im Fall eines Lawinenabgangs verschaffen will, der sollte sich die einzelnen Tutorials von Alexander Römer – Bergschulleiter, staatl. geprüfter Berg- und Skiführer sowie Veranstalter des Lawinencamps Bayern durchlesen:

Lawinenkunde – Tutorial 1: Achtung Lawinengefahr – Lawinenkunde für mehr Sicherheit im Tiefschnee
Lawinenkunde – Tutorial 2: Übung rettet Leben – gezieltes Suchen und Finden bei Lawinenunfällen
Lawinenkunde – Tutorial 3:  Lawinenkunde für Skitourengeher und Freerider – Entscheidungsstrategien

Lawinencamp Bayern – Theoriestunde in Tiefschnee und Hütte

Nur eine Autostunde von München entfernt geht es mit der Gondel hinauf zum Taubensteinhaus, wo man in lockerer Runde alles Wissenswerte rund um die Welt des Tiefschnees vermittelt bekommt. Mitbringen brauchen die Teilnehmer im Grunde genommen nur ihre übliche Ausrüstung, die komplette Lawinenausrüstung wird seitens des Veranstalters gestellt. Unter kompetenter Anleitung von zwei stattlich geprüften Bergführern lernen die rund 22 Kursteilnehmer in Camp 1 (Training intensiv) unter anderem den Umgang mit einem LVS-Gerät sowie das exakte „Markieren“ von Verschütteten mit Hilfe einer Sonde.

Erfahrungsbericht - Lawinencamp Bayern: Lawinenkurse für Tiefschnee-Fans, Freerider und Tourengeher

Doch wer denkt, dass er nur zum Zuhören gekommen ist, der hat sich geirrt. So wird neben diversen „Versteck- und Suchspielen“ mit dem LVS-Gerät auch ein Lawinenunfall simuliert. Dabei gilt es, eine verschüttete Person schnellstmöglich auszugraben und sich mit ganzem Körper- und Schneeschaufel-Einsatz bis zu 2 Meter tief in den Schnee vorzuarbeiten. Wer da nicht ins Schwitzen kommt, ist garantiert nicht mit vollem Einsatz dabei. Und davon sind 100% notwendig, denn schließlich sind die Überlebenschancen von Lawinenopfern in den ersten 15 Minuten am höchsten.

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Wurde der Verschüttete erfolgreich gerettet, geht es anschließend ins Taubensteinhaus zum Theorieunterricht (Camp 2 – Theorieabend intensiv). Anschaulich und mit viel Raum für Fragen und ausführliche Erklärungen werden die verschiedenen Faktoren zur Identifizierung von Lawinengefahren erläutert. Von Hangexposition, über Schneemäuler und Verwehungen werden alle wichtigen Entscheidungsfaktoren zusammengetragen, die für eine spätere Beurteilung der gegenwärtigen Lage vor Ort in Betracht gezogen werden müssen. Auch die verschiedenen Theorieansätze zur Einschätzung der Lawinensituation, das richtige Deuten des aktuellen Lawinenlageberichts sowie das Lesen topographischer Karten und der Einsatz einer Snowcard werden ausführlich vermittelt.

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen

Wem das alles noch nicht genug ist, der kann auf dem Taubensteinhaus übernachten, das den gesamten Winter über geöffnet und ein sehr beliebtes Ziel unter Skitourengängern ist. Am nächsten Tag geht es dann zum Entscheidungstraining im Rahmen einer geführten Ski- oder Schneeschuhtour (Camp 3 bzw. Camp 4). Gemeinsam mit einem Bergführer wird in der wamren Stube eine Tour auf Basis des tagesaktuellen Lawinenlageberichts und mit Hilfe von topographischem Kartenmaterial zusammengestellt. Vor Ort wird dann nach typischen Indizien für eine Lawinengefahr Ausschau gehalten und bei entsprechenden Bedingungen sogar ein echtes Schneebrett ausgelöst. So kommen die Teilnehmer nicht nur in den Genuss einer wirklich sehenswerten Winterlandschaft rund um die Rotwand, vielmehr entwickeln sie ein möglichst umfassendes Gespür für die im Tiefschnee lauernden Gefahren.

Das Fazit von Veit: Das Lawinencamp Bayern ist ein absoluter Geheimtipp für Freerider und Skitourengeher

Das Lawinencamp Bayern kann durchaus als Geheimtipp bezeichnet werden, denn schließlich finden die Lawinenkurse vor einer wirklich tollen Kulisse statt. Alle Kurse sind unabhängig voneinander buchbar und verhältnismäßig preiswert. Allerdings empfiehlt es sich, die aufeinander aufbauenden Einheiten zu kombinieren. Denn nur so kann ein umfassender Einblick in die Welt der Lawinenkunde vermittelt und das erlernte Wissen direkt vor Ort angewandt werden. Im Preis enthalten ist die komplette LVS-Standardausrüstung (LVS-Gerät von Ortovox, Schaufel, Sonde), die komplett zur Verfügung gestellt wird. Lediglich die Kosten für die Anreise und die Fahrt mit der Gondel hinauf zum Taubensteinhaus sind nicht Bestandteil der Kursgebühr. Auch eine Übernachtung auf der Hütte sowie die Verpflegung müssen vom Teilnehmer selbst übernommen werden – die Preise sind aber durchaus moderat und was gibt es schöneres, als einen wunderbaren Wintertag in einer warmen Stube ausklingen zu lassen.

Erfahrungsbericht - Lawinencamp Bayern: Lawinenkurse für Tiefschnee-Fans, Freerider und Tourengeher

Hervorzuheben ist noch die Größe der einzelnen Gruppen von maximal zwölf bzw. acht Personen je Kurs – außer man bucht eine individuelle Skitour für zwei Personen. Dadurch entsteht eine angenehm persönliche Atmosphäre und die Bergführer können auf Fragen sowie Wünsche der einzelnen Kursteilnehmer ganz individuell eingehen. Und dass es nie langweilig wird, liegt wohl am meisten an Alexander Römer (Veranstalter) selbst, der auf ausgesprochen unterhaltsame und kompetente Weise durch die Kurse führt.

Die wichtigsten Details zu den Lawinenkursen:

Camp 1 – Lawinenkurs LVS Training intensiv:
Praktische Lawinenkunde zum Einsteigen und Auffrischen
– Ausrüstungskunde – was benötige ich wirklich?
– Intensive Suchübungen mit dem LVS-Gerät
– Präzises Sondieren und schnelles Ausgraben

Camp 2 – Lawinenkurs Theorieabend intensiv:
Theorieabend zum Vertiefen der Praxis
– Einblick in den Schneedeckenaufbau
– Vorstellung der Entscheidungsfaktoren
– Interpretation des Lawinenlageberichts und Kartenmaterials

Camp 3/4 – Lawinenkurs Entscheidungstraining Ski/Schneeschuh:
Ökonomische und sichere Spuranlage und Abfahrtsplanung
– Einzelhangbeurteilung (Steilheit, Geländestruktur, Lawinengefahr, Exposition)
– Praktische Übung bei einer Mehrfachverschüttung
– Einblick in den Schneedeckenaufbau und Erstellen eines Schneedeckenprofils

Exklusiver Lawinenkurs für zwei Personen:
– Exklusiver Lawinen-Workshop für Zwei
– Intensive Betreuung und Durchführung durch einen staatl. Bergführer
– Individuelle Wünsche und Planung der Workshop-Inhalte

Preise: siehe Website