Sebastian Stiphout ist professioneller Outdoor-Fotograf aus München und alleinerziehender Vater, der mit seinem Sohn von der bayerischen Haupstadt bis zur Zugspitze geradelt ist. In diesem Artikel gibt der „City to Summit – Daddy“ euch wertvolle Profi-Tipps, mit welcher von 4 Kamera-Typen die besten Outdoor-Motive gelingen.
photoBASICS #1 – verschiedene Kamera-Typen
Egal ob beim Wandern, Bergsteigen, Skifahren, Paddeln – wer draußen unterwegs ist und möglichst gute Fotos machen möchte, sollte erst einmal überlegen, welches Tool diesen Ansprüchen genügt. Hierfür will ich euch eine kurze Übersicht zu den gängigsten Kameratypen verschaffen und dabei näher auf die Vor- und Nachteilen eingehen. So oder so solltet ihr euch vor dem Kauf einer neuen Kamera gut überlegen, wie ernst ihr es mit eurer Fotografie meint und welche Eigenschaften eine Kamera haben sollte und welche Nachteile sie auf keinem Fall aufweisen darf.
Je nachdem ob man nur ab und zu einen Schnappschuss machen oder mit höheren Ansprüchen fotografieren will, zuerst kommt die Qual der Wahl beim Kamerakauf. Aber eines vorweg: es gibt endlose Diskussionen über die verschiedensten Geräte und ihre Merkmale aber, letztendlich ist die beste Kamera immer diejenige, die man gerade dabei hat! Und da geht es bestimmt den meisten so wie mir: das elektronische Wunderkind – das iPhone/Smartphone – ist immer dabei. Deshalb hier die erste Kategorie:
Smartphones – immer dabei
Trotz der genannten Nachteile, sind Smartphones nicht zu verachten. Denn besser eine einmalige Situation mit einem Smartphone einfangen, als den Moment erst gar nicht festhalten zu können. Und sogar die Fotos können, klein gedruckt oder per Email verschickt, ziemlich gut aussehen.
Die Vorteile:
– immer dabei
– klein, handlich und leicht
– voller nützlicher Apps, mit denen man fast alles machen kann, angefangen bei der Bildbearbeitung, über Bilder per E-Mail verschicken oder gleich auf Facebook posten, bis hin zum „Taggen“ der Fotos mit GPS-Koordinaten
– man kann damit sogar telefonieren!
– es kann mit nur einer Hand bedient werden
Nachteile:
– relativ schlechte Bildqualität
– feste Brennweite, höchstens einen digitalen „Fake-Zoom“
– fast vollständig automatisch, ermöglicht kaum eigenständiges Bedienen
– kommt nur schlecht mit schwierigen Lichtverhältnissen zurecht (z.B. wenn große Kontraste herrschen oder es sehr dunkel ist)
– durch das geringe Gewicht ist es nur sehr schwer zu stabilisieren und verursacht dadurch ungewünschte Bewegungsunschärfen
– schlecht mit Handschuhen zu bedienen
Kompaktkameras – kleine Bildmaschinen
Kompakt-Kameras sind die gängigsten Kameras heutzutage. Jeder hat wahrscheinlich eine zuhause herumliegen und es gibt sie in allerlei Ausführungen – von super billig bis hin zu relativ teuer. Manche können sogar RAW-Dateien und nicht nur Bilder im gängigen Jpg-Format schießen. Sie sind klein, leicht und handlich und daher besonders gut geeignet, wenn nicht viel Platz im Rucksack ist und der auch ohne die Kameraausrüstung schon schwer genug ist.
Natürlich zahlt man auch einen Preis für das kleine Format und das geringe Gewicht: die Bildqualität lässt für halbwegs seriöse Fotografen definitiv zu wünschen übrig. Und, was noch schlimmer ist: Kompaktkameras sind so programmiert, dass selbst jeder Anfänger sie bedienen kann. Aber genau die vielen Automatismen machen es sehr schwer, selbst einzugreifen um die Kamera nach dem eigenen Geschmack einsetzen zu können, also um selber am Steuer zu sitzen. Wer also die volle Kontrolle haben will und durchaus Ansprüche auf eine gute Bildqualität erhebt, wird mit einer Kompaktkamera auf lange Sicht wahrscheinlich nicht glücklich werden.
Die Vorteile:
– klein, leicht und kompakt
– relativ günstig (um die €200-300 bekommt man bereits sehr gute Modelle)
– sie passen in jede Jacken- oder Hosentasche
– sind ziemlich robust, manche Modelle sind sogar wasserdicht
– ziemlich gute Bildqualität, die für kleinere Prints auf alle Fälle ausreicht
– die meisten Modelle sind mit einem optischen Zoomobjektiv ausgestattet
Die Nachteile:
– bieten nicht die beste Bildqualität
– sie kommen mit schwierigen Lichtverhältnissen nicht sonderlich gut zurecht
– die meisten haben keinen optischen Sucher zum Anvisieren eines Motivs, sondern nur einen Bildschirm, der enorm Strom frisst und bei grellem Sonnenlicht kaum lesbar ist
– die Objektivqualität reicht für professionelle Anwendungen und ausgeprägte Vergrößerungen (Prints) nicht aus
– man kann die Objektive nicht austauschen, da sie fest montiert sind
– bei vielen Kameras ist die Auslöseverzögerung viel zu groß, wodurch die Kamera viel zu lange braucht, um auszulösen bzw. um scharf zu stellen
– die Batterien hält bei vielen Modellen keinen ganzen Tag durch, was auf Mehrtagestouren enorm von Nachteil ist
Hybridkameras – das Beste aus beiden Welten?
Hybrid-Kameras sind Kameras, bei denen die Objektive ausgewechselt werden können. Sie verfügen jedoch nicht über einen Spiegel bzw. einen optischen Sucher. Sie sind somit eine Art Zwischenlösung aus Kompaktkamera und digitaler Spiegelreflexkamera. Sie sind leicht und immer noch – dank geringer Größe – sehr handlich. Der Bildsensor ist größer als bei einer Kompaktkamera, was direkt mit einer besseren Bildqualität belohnt wird. Zum Teil sind auch die Objektive, die optional gekauft werden können, sehr gut (dafür aber nicht günstig). Mittlerweile bieten sehr viele verschiedene Marken diese sogenannten „Micro ¾ – Kameras“ an, und das in einer riesigen Vielfalt.
Man sollte sich also gut überlegen, für welches System man sich letztendlich entscheidet. So ist vorab zu überlegen, welchen Body (Gehäuse) man mit welchen Objektiven kombinieren will und wie viel Geld der Spaß einem am Ende Wert ist. So sind sehr schnell einmal gut €1000 für ein Micro ¾ System hingeblättert. In dieser Preisklasse bewegt man sich dann bereits in Bereichen, in denen für ähnliches Geld schon recht gute digitale Spiegelreflexkameras angeboten werden. Und die sind meiner Meinung nach das vermeintlich bessere Werkzeug für denjenigen, der ordentliche Fotos schießen und sie evtl. auch an die Wand hängen will.
Digitale SLR Kamera – für jeden der es ernst meint
Sogenannte Spiegelreflexkameras (SLRs) leiten – wie es der Name schon verrät – das einfallende Licht mit Hilfe eines Spiegels direkt zu einem optischen Sucher. Das heißt: der Sucher muss zwar an das Auge gedrückt werden, dafür muss man aber nicht zwangsweise auf einen mehr oder weniger verpixelten Monitor schauen, der im Sonnenlicht vielleicht gar nicht ablesbar ist und die Batterie schnell schwächeln lässt. Der im Sucher fokussierte Bildausschnitt ist auch der, der am Ende abgelichtet wird: What you see is what yout get!
Bei digitalen SLRs können die Objektive ausgetauscht werden. Durch den größeren Sensor, dem Spiegel und dem Prisma, die in solchen Kameras verbaut sind, fallen DSLRs größer und schwerer als die bisher vorgestellten Kameratypen aus. Dadurch passen sie nicht mehr in die Jackentasche und wahrscheinlich auch nicht mehr in die Deckeltasche des Rucksacks, aber dafür sind die Ergebnis dann aber auch wirklich sehenswert.
Digitale SLRs gibt es von der günstigen Ausführung für Einsteiger bis hin zur Vollformat-Profiversion. Letztendlich gibt es zwei große Kriterien, die bei der Wahl der Kamera berücksichtigt werden sollten:
Welche Sensorgröße will ich haben? Welche Objektive will ich einsetzen?
Von der Sensorgröße, und nicht wie so oft von der groß umworbenen Pixelzahl, hängt die eigentliche Bildqualität ab. Dabei gilt: Je größer der Sensor, desto besser ist die Bildqualität – aber umso höher ist letztendlich auch der Preis.
Bei der Sensorgröße gibt es eine Zwei-Klassen-Gesellschaft: Vollformate und sogenannte Crop-Formate. Als Vollformat wird ein Sensor bezeichnet, der in puncto Höhe und Breite dem früheren analogen Film (25mm x 36mm) gleicht. Bei großen Kameraherstellern wie Canon, Nikon oder Sony gibt es jeweils nur eine paar wenige Modelle mit einem Vollformat-Sensor. Warum? Weil solche Chips einfach enorm teuer sind und sie hauptsächlich für sehr ambitionierte Amateure und Profis interessant sind.
Dementsprechend muss für eine Vollformat DSLR derzeit auch mindestens 2500,- Euro auf dem Tisch legen. Dafür produzieren sie aber auch Bilddateien, die mit großer Schärfe, wenig Rauschen und viel Auflösung bei Bedarf auf Postergröße vergrößert werden können und auch angeschnitten noch genug Auflösungsreserven haben, um ggbfs. kommerziell damit arbeiten zu können.
Kombiniert mit guten Objektiven ist die Anschaffung zwar teuer und das Gewicht recht hoch, aber die Bilder sind von bester Qualität. Wer nun nicht unbedingt eine Vollformat-Kamera braucht, für den kommen alle anderen DSLRs in Frage. Diese Modelle haben zwar einen kleineren Sensor, aber produzieren immer noch sehr schöne Bilder und sind dafür umso günstiger und leichter. Wer es jedoch ernst meint und sich für ein überschaubares Budget eine gute Kamera anschaffen will und auch bereit ist, sich mit dem Werkzeug ernsthaft auseinander zu setzen, der ist mit einer kleinen DSLR wohl am Besten bedient. Man fährt mit jeder der großen Marken gut, egal ab es eine Canon 660D, eine Nikon D500 oder eine Sony Alpha ist.
Mein persönlicher Tipp für den Kamerakauf: Lieber nicht das teuerste Kameragehäuse kaufen, sondern stattdessen etwas Geld übrig lassen, um später oder gleich in ein gutes Objektiv zu investieren. Denn die mit dem Kameragehäuse verkauften Objektive, taugen in der Regel nicht sehr viel und ein Upgrade lohnt sich.