Ratgeber – Wanderstöcke: Wichtige Tipps zur Wahl optimaler Trekkingstöcke als perfekte „Gehhilfe“ für Outdoorsportler

von | 09. Juli 2019 | Ratgeber

Während die einen auf Trekkingstöcke schwören, würden andere niemals auch nur eine Hand an die zusammenschieb- oder klappbaren „Gehhilfen“ legen. Unabhängig von diesem Politikum ist eines jedoch sicher: Die Stecken erleichtern nicht nur den Aufstieg, sondern helfen auch beim Abstieg, wenn die Trittsicherheit langsam nachlässt. Darüber hinaus sorgen die „alpinen Stützen“ für ein besseres Gleichgewicht und können dabei helfen, Wirbelsäulen- bzw. Gelenkschäden vorzubeugen. Doch das „Gehen am Stock“ will gelernt sein und erfordert ein wenig Übung, damit die aus Alu- oder Karbonmaterial gefertigten Stöcke nicht zur lebensgefährlichen Stolpergefahr werden. In unserem Ratgeber geben wir euch wertvolle Tipps, worauf ihr beim Kauf generell achten solltet und wie man die praktischen Helfer optimal einsetzt.

Wanderstöcke und Trekkingstöcke – Fluch, Segen oder beides zugleich?

Trekkingstöcke entlasten vor allem die Beine und Knie während des Auf- bzw. Abstiegs oder während langgestreckter Passagen in der Ebene. Bei ausgedehnten Bergtouren mit schwerem Rucksack helfen die Stützen dabei, das auf den Rücken lastende Gewicht deutlich zu reduzieren, indem es zusätzlich zur Hüfte auch auf die Arme verteilt wird. Durch gezieltes Setzen der Wanderstöcke lässt sich zudem das Gleichgewicht fördern und die Balance optimieren. Gleiches gilt auch für den Einsatz beim Trailrunning, wobei die Stöcke hier bevorzugt im Aufstieg verwendet und beim Downhill zumeist am Trailpack verstaut werden.

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Für alle Stockarten gilt, dass sie die generelle Körperhaltung deutlich verbessern. Positiver Nebeneffekt ist der aufrechtere Gang, der für deutlich mehr Platz im Brustkorb und somit für eine saubere Atmung und eine erhöhte Leistungsfähigkeit sorgt. Aber auch ein paar Nachteile müssen genannt werden, denn nicht jeder Outdoorsportler ist automatisch sicherer mit den Stecken unterwegs. Falsch eingesetzt, können die Stützen nämlich auch zur lebensgefährlichen Stolperfalle werden und das Gleichgewichtsgefühl sogar dauerhaft beeinträchtigen. Wie so oft kommt es auf die gute Mischung beim Einsatz an, um auch ohne Unterstützung sicher am Berg unterwegs zu sein. Somit hängt es stets von den eigenen Vorlieben ab, ob man nun mit den zwei Stützen besser oder schlechter unterwegs ist.

Trekkingstöcke, Wanderstöcke, Nordic Walking Stöcke oder Trailrunning-Stöcke – was genau ist denn nun der Unterschied?

Wanderstöcke sind in der Regel etwas dicker und bestehen aus zwei bzw. drei einzelnen Segmenten, die entweder zusammengeschoben oder gefaltet werden können. Trekking- und Trailrunningstöcke sind im Grunde genommen nichts anderes, mit dem kleinen Unterschied, dass diese Begriffe im Handel bevorzugt verwendet werden, wenn das Konzept besonders leicht ausfällt. Unabhängig davon sind Wander- und Trekkingstöcke deutlich stabiler vom Material her und fallen schwerer ins Gewicht, als Nordic Walking Stöcke. Eine Ausnahme spielen hier Trailrunning-Stöcke, da diese sowohl leicht als auch stabil sein müssen.

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Denn im Gegensatz zum schnellen Gehmodus in der Ebene werden die Stöcke beim Wandern oder beim Trailrunning wesentlich stärker belastet. Viele Nordic Walking Modelle sind daher in einem Stück gefertigt und besitzen einen dünneren Durchmesser, um Gewicht zu sparen. Zudem sind sie mit einem abgerundeten Gummikappe oder einer gekrümmten Spitze ausgestattet, damit man sich in der laufenden Bewegung nach vorne wegstoßen kann. Dementsprechend sind auch die Handschlaufen so konzipiert, dass möglichst viel Energie in die Vorwärtsbewegung übertragen wird. Demgegenüber wird die Energie beim Wanderstock vor allem vertikal weitergegeben und muss eine deutlich höhere Traglast aushalten.

So viel ist sicher: Auf die richtige Länge kommt es an!

Wie die richtige Rahmenhöhe beim Fahrrad beeinflusst auch die optimale Länge eines Wander- und Trekkingstocks die ergonomische Haltung während der sportlichen Aktivitäten. Fällt der Stock zu klein oder zu groß aus, gerät man schnell in eine Fehlhaltung, die sich dauerhaft in Form von Gelenkschmerzen oder einer Störung des Gleichgewichts und der Balance niederschlägt. Daher sollte man beim Kauf eines Trekkingstocks unbedingt auf die korrekte Länge achten. Je nach Einsatzgebiet kann die gewählte Länge jedoch stark variieren und auch durch individuelle Vorzüge beeinflusst werden. So greifen bspw. Laufsportler bei Trailrunning-Stöcken mitunter zu einer anderen Größe als bei den sonst genutzten Wanderstöcken.

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Allgemein kann man sich jedoch an die gültige Faustformel halten, laut der man die eigene Körpergröße in Zentimetern einfach mit dem Faktor 0,66 multipliziert. Dadurch ergibt sich bei einer Größe von 1,75 Metern eine Stocklänge von rund 119 Zentimetern. Liegt man genau zwischen zwei Stocklängen, greift man im Zweifel am besten zur nächstgrößeren Variante. Als grobe Orientierung dient aber auch die Möglichkeit, die Arme einfach im 90 Grad Winkel zu halten und entsprechend dazu die Länge der Stöcke anzupassen, sodass sich der rechte Winkel nicht verändert. Sofern ein höhenverstellbares Modell gewählt wurde, kann man nach den ersten Höhenmetern natürlich jederzeit nachjustieren. Bei fixen Stocklängen dürfte der Ärger groß sein, weshalb man sich beim Stockkauf definitiv ausreichend Zeit lassen sollte.

Dreifaltigkeit, Stückwerk oder Segmentierung – Trekkingstöcke sind so vielfältig wie deren Einsatzgebiete.

Unabhängig vom Einsatzgebiet gibt es Stöcke mit fixen Längen, variabel verstellbare Modelle mit zwei oder drei Segmenten und faltbare Varianten. Darüber hinaus kann man noch in punkto Handschlaufensystem unterscheiden. So gibt es neben den normalen und am Stock fixierten Schlaufen auch abklippbare Systeme, um die Stöcke schneller verstauen zu können. Größter Vorteil der verstellbaren Trekkingstöcke ist, dass diese von unterschiedlichen Personen genutzt werden können. Vorteil der Faltstöcke ist das „schnellere Auseinanderbauen“ und das kleine Packmaß.

Egal ob Teleskop- oder Faltstock, am Ende lassen sich alle Modelle optimal außen am Rucksack befestigen, falls man sie doch einmal nicht mehr benötigt. Hier liegt der wohl größte Nachteil der einteiligen Stecken, die man im Grunde genommen immer mit sich herumtragen muss. 

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Wanderstock: Ursprünglich wurde der klassische Wanderstab aus einem Holzstück geschnitzt und bevorzugt von Hirten und Bergbauern beim Queren von Schneefeldern eingesetzt. Moderne Wanderstöcke lassen sich mittlerweile ebenfalls in der Länge verstellen und sind zudem mit verschiedene Griffarten ausgestattet.

Teleskopstöcke: Der Großteil aller Trekking- und Wanderstöcke besteht aus mehreren, ineinander verschiebbaren Segmente, die mithilfe von Clips oder Drehverschlüssen fixiert werden. Markierungen helfen dabei, die gewünschte Länge schnell einstellen zu können.

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Skitourenstöcke: Im Gegensatz zu Trekking- und Wanderstöcken werden auch spezielle Modelle für Skitourengeher und Schneeschuhwanderer angeboten. Dabei macht weniger der Schneeteller den Unterschied, als vielmehr der am Schaft deutlich länger gezogene Griff, um ein variables Umgreifen beim Queren von steilen Schneefeldern zu ermöglichen und das Traversieren von stark geneigten Hängen zu erleichtern.

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Faltstöcke: Werden zumeist in einer fixen Länge angeboten oder können minimal am obersten Segment in der Länge verstellt werden. Durch auseinanderziehen der einzelnen Segmente wird ein innenliegendes Drahtseil gespannt. Faltstöcke kommen aufgrund ihres kleinen Packmaßes bevorzugt beim Trailrunning zum Einsatz.

Karbon, Aluminium oder Bambus – Stabilität ist das A und O!

Ein Großteil der Trekking- und Wanderstöcke wird aus gehärtetem Aluminium gefertigt, das in der Herstellung weitaus günstiger ist als Karbon. Zudem besitzt Aluminium den entscheidenden Vorteil, dass es auch beim Verbiegen nicht allzu schnell zerbricht. Das alles geht jedoch sprichwörtlich zu Lasten des Gewichts. Demgegenüber ist Karbon deutlich verwindungssteifer, leichter und überträgt die Stoßenergie beim Aufsetzen deutlich geringer. Allerdings bricht das „unflexible“ Kunstfasermaterial schneller und lässt sich kaum bis gar nicht reparieren. Immer stärker im Kommen sind nachhaltige Materialien wie Bambus oder Holz, die vor allem hinsichtlich ihrer umweltgerechten Entsorgung punkten können.

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Handgriffe aus robustem Plastik, natürlichem Korkmaterial oder weichem Schaumstoff.

Die Handgriffe guter Trekkingstöcke sind in der Regel ergonomisch vorgeformt, um die Hand- und Fingergelenke zu entlasten und die Hände nicht allzu schnell ermüden zu lassen. Das Material kann je nach persönlichem Geschmack entweder aus Plastik, Gummi, Kork oder anderen Schaum- bzw. Kunststoffen bestehen. Viele Outdoorsportler schwören bspw. auf Kork oder holzähnliche Materialien, da deren natürliche Eigenschaften die Hände deutlich weniger Schwitzen lassen, wie bspw. Kunst- und Schaumstoffe. Im Gegenzug sind letztere deutlich robuster und überzeugen je nach Nutzung durch ihre Langlebigkeit.

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Richtig eingesetzt, sorgen Trekking- und Wanderstöcke für das gewisse Plus auf Tour.

Eines vorweg: Mangelnde Erfahrung und fehlende Trittsicherheit können auch die besten Trekking- und Wanderstöcke nicht wettmachen. Schlimmer noch, die sonst hilfreichen Stützen könnten sich unter Umständen sogar gefährlich in den Weg stellen und ein falsches Gefühl der Sicherheit an ausgesetzten Stellen vermitteln. Generell wird empfohlen, nicht ausschließlich am „Stock zu Gehen“, da sonst das natürliche Gespür für Balance und Gleichgewicht verloren gehen könnte. Richtig eingesetzt, bieten die Stützen jedoch viel Entlastung und das gewisse Plus an Komfort auf Tour.

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Für die korrekte Nutzung sind vielerlei Punkte zu beachten: Angefangen bei der optimal passenden Länge (siehe oben) bis hin zur richtigen Einstellung der Handschlaufen. So sollten die Arme möglichst im rechten Winkel stehen und die Stöcke nicht allzu weit vom Körper weg platziert werden. Die Handschlaufen dürfen nicht zu eng angezogen sein, damit die Hände einerseits nicht abgeschnürt werden und andererseits ein Abstreifen im Notfall jederzeit problemlos möglich ist.

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Bei der Nutzung ist zudem auf die diagonale Führung zu achten, bei der immer die entgegengesetzte Seite zum nach vorn geführten Standbein aufgesetzt wird. Sowohl beim Auf- oder Abstieg können auch beide Stöcke parallel gesetzt werden, um sich daran quasi emporzuschieben oder langsam nach unten zu stemmen. Darüber hinaus empfiehlt es sich, die Stocklänge auf dem Weg nach oben etwas kürzer einzustellen, damit die Arme nicht zu weit nach oben geführt werden müssen und die Schubkraft besser eingesetzt wird. Beim Abstieg kann man die einzelnen Segmente ruhig etwas länger wählen, um sich besser abstützen zu können. Schlussendlich muss jeder das für sich optimale Handling entwickeln, um mit den Gehhilfen optimal unterwegs zu sein.

Veit

…der Allrounder unter den Schreiberlingen ist stets unrasiert und versiert im Zehnfinger-Nahkampf, liebt: Outdoor-Klamotten, gute Texte und Singer/Songwriter-Musik. Seine freie Zeit verbringt er am liebsten draußen.