Testbericht – Berghaus Ramche Jacket: Ultraleichte und mollig warme Daunenjacke im Test

von | 13. Dezember 2012 | Testberichte, Bergsteigen, Klettern, Skitour

Dieses Jahr kündigte sich der Winter bereits im November an und schickte bis ins Flachland eine ordentliche Ladung Schnee und Frost als Vorboten. Wer es bis dato noch nicht begriffen hatte, dem wurde es spätestens dann bewusst: Väterchen Frost kommt bald. Es folgte ein letztes Aufbäumen des goldenen Herbstes und dann stand er tatsächlich vor der Tür – mit Temperaturen um die -10° Celsius und noch mehr weißer Flockenpracht. Wer die kurze Pause dazwischen genutzt und sich in weiser Voraussicht ein entsprechendes Outfit angeschafft hatte, der konnte gelassen dem Fallen der Quecksilbersäule zuschauen.
Auch wir haben die Zeit genutzt und uns eine neue Daunenjacke zugelegt. Nachdem wir bereits im Frühjahr die Rab Infinity Jacket unter die Lupe genommen hatten, wollten wir uns diesmal die unter extremen Bedingungen getestete Ramche Down Jacket von Berghaus genauer ansehen. Die Ramche wurde auf der diesjährigen ispo 2012 von Berghaus als eines ihrer Highlights präsentiert und ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen dem MtnHaus™ Design & Development Team und Mick Fowler. Der Berghaus-Athlet benötigte für eine mit seinem Partner Dave Turnbull geplante Himalaya-Expedition eine extrem warme und sehr leichte Daunenjacke, die letztendlich zur erfolgreichen Erstbesteigung des Gojung an der Grenze von Nepal zu Tibet maßgeblich beitragen sollte.

Berghaus Ramche Jacket - tested by Nick Fowler

© Berghaus

Berghaus Ramche Jacket – die Fakten:

Die Ramche Jacket trägt einiges an Innovationen in sich, die aufgrund der unterschiedlichen Wärmebedürfnisse des menschlichen Körpers zum Einsatz kommen. So wurde u.a. das Body-Mapping-Prinzip eingesetzt: Die Daunenjacke verfügt über insgesamt drei verschiedene Zonen (Rumpf-, Schulter- und Unterarmbereich) mit jeweils unterschiedlicher Fülldichte. Ebenso sorgt eine Neukonstruktion der Daunenkammern (Off-Set) für eine stets optimale Position der Daunen und verhindert deren Verrutschen. Der Rumpf besteht zudem aus neuartigen abgesetzten Kammern (H-Kammerkonstruktion), während der Schulter- und Unterarmbereich mit durchgesteppten Kammern versehen wurde. Diese „Kammerarchitektur“ garantiert, dass keine unisolierten Zonen um das Körperzentrum entstehen. Damit der Jacke auch Feuchtigkeit nichts anhaben kann, wurden wasserabweisende Gänsedaunen mit 850 Füllkraft verwendet. Diese werden wiederrum durch extrem leichtes sowie wind- und wasserabweisendes PERTEX® QUANTUM® GL Material geschützt.

Berghaus Ramche Jacket - Carbon

©Berghaus

Die Daunenjacke kann an den Ärmeln über Klettverschlüsse sowie am Bund über einen einhändig bedienbaren Gummizug optimal an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden. Auch die Kapuze verfügt über einen durchgehenden Gummizug, der an zwei Punkten fixiert wird. Zudem ist sie am Schild verstärkt, um freie Sicht zu ermöglichen. Die zwei mit einem Reißverschluss versehenen Taschen für die Hände sind auch bei aufgesetztem Rucksack leicht zugänglich und bieten warmen Unterschlupf für kalte Finger. Innen befinden sich zudem noch eine kleine Einschubtasche, in der auch der Packsack verstaut ist, sowie eine Mesh-Netztasche zum Verstauen einer Trinkflasche bei extrem kalten Temperaturen. Abgerundet wird das funktionale Gesamtkonzept durch den 2-Wege-Reißverschluss, wodurch die Daunenjacke auch über einem Klettergurt getragen werden kann.

Das aF-Testurteil von Veit: Willkommenes Wärmepolster für bitterkalte Temperaturen am Gipfel und im Basecamp

Es gibt nur wenige Outdoor-Klamotten, die von Anfang an zu 100% überzeugen. Die Ramche zählt definitiv dazu. Zwar hatten wir sie zu Beginn vorwiegend im Rucksack als wärmende Schicht für windige Gipfelpausen mit dabei, konnten sie jedoch im Verlauf unserer zahlreichen Touren auch bei wirklich frostigen Temperaturen sowie im Alltag einsetzen. Was auf jeden Fall auffällt, ist die sagenhafte Bauschkraft bei einem dennoch halbwegs schlanken Schnitt sowie das doch extrem geringe Gewicht. Die Rückenpartie ist großzügig geschnitten und schützt dadurch gerade die empfindlichen Körperbereiche optimal. Selbst bei Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt und windigen Böen war uns jederzeit mollig warm. Die Wärmeleistung ist unter Berücksichtigung des Gesamtgewichts der Jacke einfach sagenhaft.
Testbericht - Berghaus Ramche Jacket: Ultraleichte und mollig warme Daunenjacke im Test
Vom Hochglanz-Look einmal abgesehen, ist das vermeintlich empfindliche Außenmaterial widerstandsfähiger als gedacht und hält, was es verspricht. Dennoch sollte man den Kontakt mit spitzen oder scharfkantigen Gegenständen meiden. Besonders hervorhebenswert sind dessen wind- und wasserabweisenden Eigenschaften, wodurch die Jacke auch bei Schnee- oder leichtem Nieselregen nichts an Wärme einbüßt. Zudem fallen die imprägnierten Daunen nicht wie sonst üblich in sich zusammen, sondern behalten weiterhin ihre volle Bauschkraft. Dieser Vorteil ist vor allem bei schweißtreibenden Klettertouren unter Extrembedingungen nicht zu verachten, wo andere Daunen längst klumpig in ihren Kammern herum kullern und man schnell zu frieren beginnt.
Testbericht – Berghaus Ramche Jacket
Die Kritikpunkte:
Bis auf einige wenige Kritikpunkte gibt es kaum etwas an der Daunenjacke von Berghaus auszusetzen. Sie hat uns schlichtweg überzeugt. Dennoch möchten wir die von uns persönlich zu beanstandenden Dinge kurz erwähnen: Hierzu zählt u.a. die doch recht voluminös ausfallende Kapuze. Zwar verfügt diese über einen verstärkten Schild und kann locker über einen Ski- oder Kletterhelm getragen werden. Bei starken Böen ist sie uns jedoch relativ schnell vom Kopf geweht worden. Die Zweipunkt-Fixierung mittels Gummizügen hilft da nur bedingt und fällt unserer Ansicht nach etwas zu lasch aus. Gewöhnungsbedürftig ist auch der nur auf einer Seite angebrachte Gummizug am Jackenbund, der einhändig bedient werden kann. Aber das ist reine Geschmacksache und wirkt sich nicht auf die kontinuierliche Anpassung an die Hüfte aus. Erwähnenswert ist auch der mitgelieferte Packsack. Dieser kann zwar – befüllt mit der Daunenjacke – als Sitzkissen zweckentfremdet werden, sorgt in punkto Packmaß aber nur für recht unbefriedigende Werte und nimmt im Rucksack leider viel zu viel Platz ein.
Ultraleichte und mollig warme Daunenjacke
Unser Gesamtfazit: Lediglich die Kapuze der Ramche hat uns etwas gestört, da sie nur über einen einzigen Gummizug am Kopf angepasst werden kann. Sie fällt für unseren Geschmack einfach einen Tick zu groß aus, wie auch das Packmaß des mitgelieferten Packsacks. Ansonsten aber ist die Ramche von Berghaus mehr als empfehlenswert und spätestens bei knackigen Minusgraden vergisst man auch den doch recht hoch ausfallenden Anschaffungspreis.
Testbericht – Berghaus Ramche Jacket

Details:
Besonderheiten: durchgesteppte Kammern und H-Kammern, inkl. Packsack, wasserfestes Außenmaterial, Einhandbedienbarkeit des Jackenbundes
Außenmaterial: Pertex Quantum GL 25 g/m² (100% Polyamid); DWR-Imprägnierung, 100% Mini-Ripstop-Nylon – Extraleichtes 10-Denier-Garn mit hoher Winddichte (weniger als 5 Kubikfuß/Minute bzw. 0,14m3/min)
Füllmaterial: Gänsedaune (Bauschkraft: 850cuin, Mischung: Daune/Feder 90/10)
Farben: Blue Aster, Carbon
Größe: S-XXL
Gewicht: 448 g (Größe M)
Preis: 449,95 Euro