Testbericht – Gregory Alpinisto 35: Ultrafunktionaler Rucksack für (hoch)alpine Wander- und Klettertouren

von | 20. August 2013 | Bergsteigen, Klettern, Skitour, Testberichte

Wer auf der Suche nach einem neuen Rucksack ist, sollte sich vorab erst einmal über dessen Einsatzgebiet im Klaren sein. Denn nicht jeder Rucksack ist auch zwingend für jedes Frischluftvorhaben geeignet. So unterscheiden sich Wanderrucksäcke von alpinen Backpacks vor allem hinsichtlich Ergonomie und Funktionalität. Denn während es beim Wandern eher auf Komfort ankommt, stehen bei alpinen Aktivitäten mehr die technischen Aspekte sowie robustes Material im Vordergrund. Was nicht heißen soll, dass ein alpiner Rucksack nicht ebenso komfortabel ausgestattet sein darf und immer nur als notwendiges Übel mitgeschleppt wird.

Wer einmal auf einer hochalpinen Tour unterwegs war und zusätzlich zum Gepäck noch jede Menge Equipment und Material transportieren musste, weiß die praktischen Features eines alpinen Rucksack zu schätzen. Ein funktionales Highlight auf diesem Gebiet ist wohl der Alpine Attack Daypack von Lowe Alpine, den wir erst kürzlich im Test hatten. Noch mehr Features bietet nur der viel gelobte und mehrfach ausgezeichnete Alpinisto 35 von Gregory. Wir waren mit ihm über mehrere Monate und bei verschiedenen Wander-, Biwak- und Bergtouren unterwegs. Warum wir allerdings erst recht spät wirklich dicke Freunde geworden sind, erfahrt ihr im folgenden Testbericht.

Gregory Alpinisto 35 – robuster Rucksack mit alpinen Genen

Laut Hersteller ist der Alpinisto ein perfekter Alpinrucksack für lange Bergtouren und mit seiner Vielzahl an Features und Befestigungsmöglichkeiten die ideale Wahl für Gletschertouren, Eisklettern und andere alpine Aktivitäten. Der Rucksack verfügt über ein Fusion Flex Tragesystem, das bei Bedarf auch herausgenommen werden kann. Auch die innenliegende Biwakmatte sowie der Hüftgurt können zwecks Gewichteinsparung entfernt werden. Auf der Front befindet sich eine verstaubare Tasche für die Steigeisen aus durchstichfestem TPU-Material, damit der Rucksackinhalt nicht beschädigt wird. Hier sind auch diverse Befestigungsmöglichkeiten platziert, um Eispickel, Wanderstöcke oder alpines Equipment zu fixieren. Zusätzlich verfügt der Backpack auch über Materialschlaufen am Hüftgurt.

Testbericht - Gregory Alpinisto 35: Ultrafunktionaler Rucksack für (hoch)alpine Wander- und Klettertouren

Zu den weiteren Features gehören eine seitlich angebrachte Ski-Fixierung, eine Seitentasche für den Schaufelgriff bzw. ein Markierungsfähnchen, in den Hüftgurt integrierte Befestigungspunkte für Pulkas, Zieh- und Kompressionsschlaufen sowie ein strapazierfähiger Hauptverschluss mit eloxierter Hakenschließe für den schnellen Zugriff zum Hauptfach. Das fixe, speziell geformte Deckelfach sorgt für genügend Bewegungsfreiheit auch bei aufgesetztem Helm und verfügt über zwei zusätzliche Taschen zum Verstauen von kleineren Utensilien. Der Zugriff auf das geräumige Hauptfach ist sowohl von oben als auch über einen seitlichen Reißverschluss möglich. Hier befindet sich auch die Trinksystemöffnung.

Das aF-Fazit von Veit zum Gregory Alpinisto 35: Ultrafunktionaler und überaus robuster Rucksack für alpine Abenteuer

Es hat fürwahr lange gedauert, bis der Alpinisto und wir eine echte Freundschaft zueinander aufbauen konnten. Lange wurde sie hart auf die Probe gestellt, bis wir nach vielen Höhenmetern endlich eine wohlwollende Einheit bildeten. Trotzdessen, dass der amerikanische Rucksack-Spezialist sich in erster Linie für Rucksäcke mit bestem Tragekomfort und optimaler Passform auszeichnet, präsentierte sich der Alpinisto anfangs als Spielverderber. Egal ob wenig oder viel bepackt, der Backpack drückte uns immer irgendwo unangenehm am Rücken und erfüllte zunächst kaum unsere hochgesteckten Erwartungen. Auch der Wechsel zum nächstkleineren Modell mit einer kürzeren Rückenlänge brachte kaum Abhilfe. Frust machte sich schnell breit und Zweifel kamen auf. Zum Glück kam am Ende alles anders – Freundschaft gerettet.

Der lange Weg zur perfekten Freundschaft

Die Gründe dafür waren so fundamental wie banal: Auch wenn der Alpinisto von Haus aus den meisten Trägern optimal am Rücken sitzt, kann es vereinzelt vorkommen, dass er auf die spezifischen Bedürfnisse noch etwas angepasst werden muss. Da uns der Alpinisto anfangs etwas auf die Schulterblätter drückte, haben wir die im Tragesystem vorhandene Alu-Strebe herausgezogen und passend zum eigenen Rücken etwas gebogen. Sie ist in Anlehnung an die S-Form des Rückgrats bei Auslieferung des Rucksacks stark gekrümmt. Wem es also ähnlich wie uns ergeht, kann bei Bedarf die auf der Rückseite des Innenfachs versteckte Strebe an die eigenen Bedürfnisse anpassen.

Testbericht - Gregory Alpinisto 35: Ultrafunktionaler Rucksack für (hoch)alpine Wander- und Klettertouren

Mit dem Ergebnis, dass der Hüftgurt kaum noch auf den Nierenbereich drückt und auch die Trageriemen weniger eng auf den Schulterblättern aufliegen. Alternativ reicht aber auch ein Nachjustieren der Trageriemen oder das „Umplatzieren“ des Hüftgurts mithilfe des Klettverschlusses. Die meisten Träger des Alpinisto sollten aber problemlos direkt losstapfen können, wofür auch die vielen positiven Testurteile sprechen. Und auch bei uns wurde schließlich aus der anfangs verkrampften Liaison am Ende eine komfortable Verbindung auf Lebenszeit.

Eine feste Bindung durch zahlreiche Features

Auch wenn wir lange gebraucht haben, um die wahren Vorzüge des Backpacks in puncto Tragekomfort zu entdecken, die vielen praktischen Features fielen uns von Anfang an ins Auge. So verfügt der Alpinisto über eine Vielzahl gut durchdachter Funktionen und Befestigungsmöglichkeiten, die ihn für fast jedes Einsatzgebiet zu einem perfekten Begleiter machen. Angefangen bei den Fixierungen für Eispickel und Trekkingstöcke über die auf der Front aufgesetzte Tasche für die Steigeisen bis hin zur herausnehmbaren Isomatte für ein Notbiwak. Hinzu kommen noch der in der Höhe verstellbare und zur Gewichtsoptimierung entfernbare Hüftgurt sowie das herausnehmbare Tragesystem.

Besonders praktisch sind auch der seitliche Zugang zum Hauptfach sowie das Zugsystem zum schnellen Öffnen und Verschließen des Rucksacks. Beim Alpinisto wurde einfach an alles und jedes Detail gedacht. Schlussendlich bleibt nach einer eher ungewöhnlichen Eingewöhnungsphase ein überaus guter Gesamteindruck, der durch den Hüttenwirt der Hochstubaihütte noch bestätigt wurde: Schließlich schleppt er mit dem Alpinisto jede Woche rund 15 kg an frischen Nahrungsmitteln über 1.500 Höhenmeter nach oben und ist bei jeder Tour aufs Neue vom Tragekomfort und der „Mobilität“ des Rucksacks hellauf begeistert.

Die Details:
Besonderheiten: anatomische Schulterträger, abnehmbarer Hüftgurt, verstaubare Tasche für Steigeisen, Trinksystemöffnung, seitlicher Zugang zum Hauptfach, Isomatte für Notbiwak
Tragesystem:
Fusion Flex HDPE Rückenpolster; Aluminiumrahmen 7075 T6 Aluminium
Material: HD (High Density) Nylon, 210 DDR (Double Diamond Rip) und 630d HD (High Tenacity) Nylon
Gewicht: 880 – 1.400 g (XS); 940 – 1500 g (S); 1.000 – 1.500 g (M); 1.100-1.600 g (L)
Volumen: 31 Liter (XS) / 33 Liter (S) / 35 Liter (M) / 37 Liter (L)
Rückenlänge: 36 – 41 cm (XS) / 41 – 46 cm (S) / 46 – 51 cm (M) / 51cm – 56cm (L)
Farbe: Alpine Gold
Preis: 159,- Euro (UVP)

Über Gregory:

Im Jahr 1977 von Wayne Gregory gegründet, schaut das Unternehmen Gregory Mountain Products auf eine lange Erfolgsgeschichte zurück. Als führender Expeditions-Ausstatter sowie Touren- und Tagesrucksackhersteller ist Gregory weltweit bekannt dafür, immer wieder neue Maßstäbe in puncto Qualität, Tragekomfort und Innovation zu setzen. In den letzten Jahren gewann Gregory für seine Rucksackdesigns zahlreiche Auszeichnungen von den bedeutendsten Magazinen sowohl in Nordamerika (Backpacker Magazine, Outside Magazine, Popular Science, National Geographic Adventure) wie auch in Europa (Outdoor Magazin, Bergsteiger Magazin, ALPIN Magazin). Seit 2010 als eigenständige Marke unter dem Dach der Black Diamond Equipment AG aufgestellt, hat Gregory seit Anfang 2011 sein Engagement in Europa weiter verstärkt.

*Hinweis der Redaktion zur Kennzeichnungspflicht: Die hier getesteten bzw. vorgestellten Produkte wurden uns vom jeweiligen Hersteller kostenlos zur Verfügung gestellt. Über den Produktwert hinaus flossen keine weiteren Zahlungen oder Gegenleistungen. Das Urteil der Redaktion ist dennoch unabhängig und die spezifischen Marken haben keinerlei Einfluss auf die Inhalte des Testberichts.