Am 05. Mai 2018 fiel nicht der erste Startschuss für den 1. Chiemgau Trail Run, stattdessen wurden die Kuhglocken durch den Marquartsteiner Oberbürgermeister geläutet. Damit markierte der neue Trailrunning Event den Auftakt in die noch junge Laufsaison und will sich in Zukunft als feste Größe in der Laufsportszene etablieren. Auch wir waren beim Laufevent vor der Haustüre mit dabei und haben die wunderbare Gelegenheit genutzt, um die Chiemgauer Alpen einmal laufenden Fußes zu entdecken. So viel vorweg: Der von Dominik Hartmann ins Leben gerufene #CTR2018 hat die Feuertaufe mehr als nur bestanden, auch wenn an der ein oder anderen Stelle noch etwas Verbesserungspotenzial notwendig sein dürfte und wir mehr flowige Trails erwartet hatten. Warum wir dennoch rundum zufrieden waren, erfahrt ihr im Erfahrungsbericht von aF-Member Veit, der auf der mittleren Distanz mit 20k auf die Strecke gegangen ist.
Brennende Wadln, Steinschlag und beinharte Trails
Über ein Jahr lang wurde der Chiemgau Trail Run von Veranstalter Dominik Hartmann geplant, um alle Hürden so geschmeidig zu nehmen wie nur möglich. Dabei herausgekommen ist ein Laufevent, der vor allem durch seinen familiären Scharm und regionales Ambiente überzeugen kann. Allein die fantastische Kulisse zwischen Chiemsee und bayerischem Voralpenland hinterlassen bei jedem Teilnehmer einen bleibenden Eindruck. Ein faszinierendes Naturschauspiel, das sich die über 550 Läufer des bereits bei der ersten Ausgabe des ausverkauften „CTR“ nicht nehmen lassen wollten. Wer jetzt denkt, dass ein weiterer „Pillepalle-Event“ für Trailrunner und Bergläufer aus dem Boden gestampft wurde, der hat sich jedoch gehörig geschnitten.
Die Laufveranstaltung wird sich in Zukunft ganz bestimmt zu einer festen Größe mausern, denn sowohl die 20k mit ihren rund 1.200 Hm als auch die Marathon-Distanz mit 42k und rund 2.300 Hm haben es definitiv in sich. Aber auch die Strecke mit knapp 9k und 270 Hm beißt sich in den Wadln fest, als hätte man einen verlängerten Vertical hingelegt. Denn wider Erwarten sind die Trails nicht so flowig wie es auf den ersten Blick auf den Streckenverlauf erscheinen mag, sondern vielmehr folgt dem Gipfelsturm von Marquartstein aus auf den 1.748 Meter hohen Hochgern (auf der Langstrecke kommt noch die Umrundung der 1.586m hohen Hochplatte dazu) direkt der Flug zurück hinunter ins Tal. Auch wenn sich der Weg hinauf zur Staudacheralm gemächlich nach oben zieht, geht es spätestens ab dem sogenannten „Stoaacker“ so richtig zur Sache.
Aufgrund der noch vorhandenen Altschneefelder, des recht matschigen Untergrunds und einer nicht zu verachtenden Steilwand-Charakteristik stießen gerade hier die ersten Teilnehmer an ihre physischen Grenzen. Wofür die Veranstalter nur bedingt etwas können, was aber doch ein erhebliches Risiko darstellt, sind die unter Umständen herabfliegenden Steine, die sich aufgrund des Tauwetters zu dieser Jahreszeit durchaus noch von den oberhalb liegenden Felswänden lösen.
Traumhaftes Panorama auf Chiemsee und die Chiemgauer Alpen
Kein Grund zum Motzen, schließlich hat ein wenig Abenteuer noch nie geschadet. Vom Ausblick – einmal auf dem höchsten Punkt angekommen – ganz zu schweigen. Doch kaum hat man sich an das Panorama gewöhnt, geht es auch schon wieder in durchaus technischem Downhill hinunter zum Hochgernhaus. Erst hier erreicht man die einzige Versorgungsstation entlang der mittleren Distanz – für meinen Geschmack zu wenig und ein gutes Stück zu spät, denn nur die wenigsten wollen sich in der Abwärtsbewegung den Magen mit Getränken und Energieriegeln vollhauen.
Geschuldet ist das Ganze ganz wohl einfach dem Umstand, dass im Verlauf der Strecke nur das Hochgernhaus entsprechende Voraussetzungen für die Versorgung der Läufer bieten kann. Ein Punkt, der für manche Teilnehmer eh nicht von Belang war, denn viele verzichteten auf einen Stop und flogen im Eiltempo vorbei. Danach geht es über breite Forstwege zurück zum Ausgangspunkt. Was bei vielen Läufern etwas für Verwirrung gesorgt haben dürfte, war der zum Abschluss über zwei Kilometer lange Schlenker, der nochmals am Ziel vorbei führt. Wer hier bereits mentale Schwäche zeigt, wird mit Blick auf Marquartstein sicher schier verzweifeln.
Wer es dann doch noch ins Ziel geschafft hat, freut sich umso mehr über die gute Stimmung vor Ort. So wurde fast jeder einzelne Teilnehmer frenetisch gefeiert und bekam von gut gelaunten Kids eine hölzerne Medaille um den Hals gelegt. Ein kleiner Wermutstropfen ist allerdings das im Zieleinlauf bereitsgestellte Verpflegungsangebot, das bereits nach kürzester Zeit ausgebraucht war und somit die Spätankömmlinge das Nachsehen hatten. Auch kalte Getränke oder alkoholfreies Bier gab es leider nur gegen Bezahlung. Kein Muss, aber für so manchen eine willkommene Belohnung nach der Schinderei. Leider gab es auch auf der Marathon-Distanz ebenfalls Probleme, wo laut Aussage mancher Läufer unterwegs einige der aufgestellten Wegweiser durch die Hand unverbesserlicher Vollidioten entfernt wurden und sich der ein oder andere deshalb fast zwangsweise verlaufen musste.
Klingt jetzt nach viel Kritik?! Doch dabei geht es vielmehr um jene Punkte, die es noch zu optimieren gilt, um aus dem ansonsten wirklich gelungenen Trailevent eine feste Größe zu machen, welcher jedes Jahr aufs Neue den Start in die neue Laufsaison markiert. Mal schauen, ob beim 2. Chiemgau Trail Run vom 10. bis 12. Mai 2019 dann alles glatt läuft – zur Zufriedenheit aller. Ich bin jedenfalls wieder am Start. Wer ebenfalls dabei sein will, findet alle Infos und die Anmeldung unter: www.chiemgau-trail-run.de
1. Chiemgau Trail Run 2018 – die Ergebnisse:
8k – Distanz:
1. Florian Brettl (0:31:21,0)
2. Mario Mahn vom LC Chiemgau-Steigenberger (0:32:06,6)
3. Sascha Baß vom LG Region Karlsruhe (0:33:07,2)
1. Kerstin Esterlechner (0:35:23,1)
2. Michaela Terbeck vom Team Huabaaaa (0:41:13,2)
3. Rosalie Schmidt (0:42:35,0)
20k – Distanz:
1. Markus Mingo vom Scott Trailrunning Team Gamsbock (1:43:43,0)
2. Daniel Rohringer vom Team DeBettin Sparkasse Skg. Mammut (1:47:10,8)
3. Florian Holzinger vom TSV Palling (1:50:21,5)
1. Michelle Maier vom PTSV Rosenheim (1:59:07,6)
2. Kerstin Schneehage vom Team Erdinger Alkoholfrei (2:12:02,3)
3. Felicitas Mensing vom LG Stadtwerke München (2:15:57,5)
42k – Distanz:
1. Lukas Sörgel vom Salomon Trailrunning Team (4:17:49,3)
2. Johannes Stimpfle von inov-8 | brixental connection (4:20:25,9)
3. Carsten Schneehage vom LC Bad Dürkheim (4:25:45,7)
1. Kathi Hallweger von der Bergwacht Bergen (5:32:38,0)
2. Nina Koch von Dynafit (5:47:08,1)
3. Iris Dillinger (5:47:47,1)