Eventbericht – Stefan Glowacz / Aufbruch ins Abenteuer: Wenn ein Extremsportler und Profikletterer einen Multivision-Vortrag hält

von | 27. Oktober 2015 | Eventberichte, Events

„Wie ich sehe sind heute Abend eher wenige bis gar keine Kletterer unter uns“ – mit diesen Worten eröffnete der Extremsportler und Unternehmer Stefan Glowacz am 14. Oktober seinen Multivision-Vortrag im Bürgerhaus von Gräfelfing. Eine etwas provokante Feststellung, die direkt mit einem Raunen und amüsiertem Gelächter quitiert wurde. Dabei hatte die Literarische Gesellschaft den Extremsportler selbst in den Münchner Vorort geladen, deren Vorsitzender mit Glowacz eine langjährige Freundschaft verbindet und der sogar ein gemeinsames Buch mit ihm produzierte.

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Doch was dann in gut 2 1/2 Stunden folgte, dürfte dem Publikum erst recht die Sprache verschlagen haben. Denn unter dem Motto „Aufbruch ins Abenteuer“ stellte der sympathische Garmisch-Partenkirchener vier seiner größten Unternehmungen und Expeditionen vor, die er „by fair means“ und aus eigener Kraft erfolgreich hinter sich bringen konnte – bespickt mit witzigen Anekdoten, persönlichen Gedanken und sehenswerten Eindrücken. Unabhängig davon, ob man nun selbst Klettersportler oder Abenteuerer ist, lohnt sich ein Besuch des Multivision-Vortrags von Stefan Glowacz in vielerlei Hinsicht. Alle Termine gibt’s auf seiner offiziellen Website: www.glowacz.de

Ein Aufbruch ins Abenteuer – by fair means und aus eigener Kraft

Den Auftakt zu seinem Vortrag bilden die atemberaubenden Felsabbrüche der Verdonschlucht im Herzen der südfranzösischen Provence, die Glowacz bereits im jungen Alter in den Bann gezogen haben. Ein Klettergebiet, das er noch heute zweimal jährlich aufsucht, um sich an deren steilen Felswänden fit zu halten. Anschließend entführt Glowacz die Zuschauer auf eine exotische Reise ins Hinterland von Brasilien. Genauer gesagt zum höchsten Granit-Monolithen Südamerikas, dem Piedra Riscarda, dessen rund 1.000 Meter hohe Pfeiler er nach mehreren Anläufen erstbegehen konnte.

Eventbericht - Stefan Glowacz / Aufbruch ins Abenteuer: Wenn ein Extremsportler und Profikletterer einen Multivision-Vortrag hält

© Klaus Fengler

Dass ein Kletterabenteuer nicht immer zwangsläufig nur durch höchste klettertechnische Schwierigkeiten zu einem Abenteuer wird, offenbart der dritte Reisebericht über die mystischen Seven Giants im russischen Ural. Denn die sogenannten „Manpupuner“, wie die bis zu 50 Meter hohen Steinsäulen in der Landessprache des Volks der Nanzen auch bezeichnet werden, sind nur über einen äußerst beschwerlichen Landweg und bei Temperaturen von bis zu -50 Grad erreichbar. Allein die dreitägige Fahrt mit dem Zug von Moskau aus gestaltete sich als größte Herausforderung, denn „eigentlich wurde die ganze Zeit nur Wodka getrunken.

Eventbericht - Stefan Glowacz / Aufbruch ins Abenteuer: Wenn ein Extremsportler und Profikletterer einen Multivision-Vortrag hält

© Klaus Fengler

Und je mehr davon durch die Kehlen floss, sprachen wir immer besser Russisch und die Russen immer besser Englisch“. Den Abschluss bildet schließlich eine Expedition mit den eigenen Kindern, die den Vater von Drillingen im Jahr 2011 nach Kanada führte und vor ungewohnte Herausforderungen stellte. Denn bei der Befahrung des Turnagain River musste der Ausnahmesportler unter anderem damit umzugehen lernen, dass väterliche Fürsorge eine ganz natürliche Grenze besitzt.

Mutivision-Vortrag mit einer ganz persönlichen Note

Mit spektakulären Bildern und Filmsequenzen seines langjährigen Begleiters und Fotografen Klaus Fengler untermalt, präsentiert Glowacz in seinem Vortrag nicht nur grandiose Landschaftsaufnahmen und dokumentiert seine Kletterkunst. Auch den an den jeweiligen Orten lebenden Menschen gibt er ein Gesicht und schreckt nicht davor zurück, auch die unschönen Seiten seiner Expeditionen zu kommentieren. Wer also eine selbstverliebte Darstellung einer Kletter-Ikone erwartet, muss leider enttäuscht werden.

Eventbericht - Stefan Glowacz / Aufbruch ins Abenteuer: Wenn ein Extremsportler und Profikletterer einen Multivision-Vortrag hält

Vielmehr gibt Glowacz tiefe Einblicke in sein persönliches Gefühlsleben und versucht mit viel Humor den Sinn und Unsinn seiner spannenden Unternehmungen zu vermitteln. Kein Wunder also, dass die gezeigten Bilder in den Köpfen der Gräfelfinger noch lange nachwirken sollten, die sich ohne weitere Fragen aus dem Saal drückten und in die verregnete Nacht verabschiedeten. Vielleicht waren es dann doch ein paar zu viele Abenteuer für die belesene Gesellschaft? Oder es lag ganz einfach an der späten Uhrzeit, da Glowacz seinen Vortrag um fast eine komplette Stunde überzogen hatte.