Der amerikanische Hersteller Osprey zählt seit über 45 Jahren zu den führenden Rucksackspezialisten weltweit. Ins neue Jahrzehnt startet das Unternehmen mit einem ehrgeizigen Ziel: Die Amerikaner wollen laut eigener Aussage die „fortschrittlichste, transparenteste und nachhaltigste Outdoor Marke im Bereich Hartwaren“ werden. Ein ambitioniertes Vorhaben, das die US-Marke im Frühjahr 2020 mit der Einführung von gleich zwei neuen Rucksack- und Zubehörserien unterstreicht.
Die beiden Produktlinien Archeon und Arcane sollen als Aushängeschilder für die neue Umwelt- und Nachhaltigkeits-Initiative fungieren und werden komplett aus recycelten Stoffen gefertigt. Stabile Metallkomponenten statt Plastikschnallen sorgen zudem für die nötige Robustheit und Langlebigkeit. Obendrein setzt Osprey u.a. auf eine komplett PFC-freie DWR-Imprägnierung.
Während sich die Rucksackmodelle der Archeon-Serie mit einem Volumen zwischen 25 und bis zu 70 Litern an Wanderlustige und Trekkingreisende wenden, ist die Arcane-Linie mit ihren Rucksäcken, Dufflebags und Taschen eher im Lifestylebereich anzusiedeln. Ab sofort im Handel erhältlich durften wir uns bereits vorab ein Bild machen und mit dem Osprey Archeon 65 W’s für Damen auf Wanderschaft gehen. Wie sich der geräumige Lastenträger so geschlagen hat, verraten wir euch im Testbericht.
Osprey Archeon 65 W’s – Frauenrucksack wurde für mehrtägige Trekking-Touren
Der Osprey Archeon 65 W’s Frauenrucksack wurde für mehrtägige Trekkingtouren entwickelt und soll laut Osprey die Prinzipien des Essentialismus und der Nachhaltigkeit verkörpern. Der Rucksack wurde komplett aus recycelten Materialien gefertigt, die dank eines hohen Denierwerts besonders strapazierfähig sind und das Produkt so langlebig machen. Statt Plastikschnallen und -verschlüssen kommen robuste Metallkomponenten zum Einsatz. Außerdem hat Osprey bei seiner neuen Serie auf PFC-freie C0-DWR-Beschichtung umgestellt, die nicht nur nachhaltig ist, sondern zugleich auch leistungsstark und widerstandsfähig sein soll.
Wie alle Modelle der Archeon-Serie besitzt auch die 65 Liter Version ein komfortables und verstellbares Rückensystem, das eng am Körper anliegt. So sollen auch schwere Lasten gut zu bewältigen sein, ohne dass man Kompromisse beim Tragekomfort eingehen muss. Für Ordnung sorgen verschiedene Fächer und Befestigungsmöglichkeiten. So besitzt der Rucksack u.a. ein vom Hauptfach getrenntes Schlafsackfach, Netztaschen außen sowie im Deckelfach, Reißverschlusstaschen am Hüftgurt sowie ein separates Innenfach für die Trinkblase.
Außen am Rucksack lassen sich sowohl Schlafsack als auch Eisaxt oder Stöcke befestigen. Das Hauptfach ist über eine RV-Frontöffnung erreichbar und ermöglicht dadurch einen schnellen Zugriff auf die Ausrüstung sowie schnelles Ein- und Auspacken. Das Design wird von Osprey selbst als „essenzialistisch“ bezeichnet und soll mit seiner Reduktion aufs Wesentliche die nachhaltige Bauweise des Rucksacks zusätzlich unterstreichen.
Das af-Testurteil von Vroni: Oldschool-Look – aber kein bisschen von gestern
Der Archeon kommt auf den ersten Blick so ganz anders daher, als man es von Osprey normalerweise gewohnt ist. Statt mit kräftigen Farben oder glänzendem High-Tech Look besticht das Modell durch seine zurückhaltende, cleane Optik, die ein wenig an das dezente Design von Fjällräven erinnert. Irgendwie oldschool, aber zugleich auch ziemlich lässig. Mir persönlich gefällt der neue Look ausgesprochen gut und ist auch insofern clever gewählt, weil sofort klar wird: Hier ist etwas anders als sonst.
Natürlich weiß der Rucksack aber nicht nur durch sein Äußeres zu überzeugen, sondern auch durch seine inneren Werte und cleveren Features, die ich auch sonst an Osprey sehr schätze. Das körpernahe Tragesystem, das man auch von anderen Modellen kennt, ist extrem komfortabel und lässt sich sehr gut an die individuelle Rückenlänge anpassen. Der Hüftgurt ist angenehm gepolstert und die Last insgesamt gut verteilt. Für Ordnung sorgen die diversen Fächer und Befestigungsmöglichkeiten.
Besonders praktisch ist der große Front-RV des Osprey Archeon 65, über den man das Hauptfach auch von vorne erreichen kann und einem die nervige Kruschtelei und Wühlerei erspart bleibt. Eine kleine Umgewöhnung sind zunächst die Metallverschlüsse. Von Kletterrucksäcken ist man dieses Prinzip bereits gewohnt, also warum nicht auch bei Trekking-Rucksäcken?! Funktioniert einwandfrei und Metallhaken sind einfach deutlich weniger anfällig, nach regelmäßigem Einsatz zu brechen. Insofern Daumen hoch von meiner Seite für diese Neuerung.
Bei allem Lob gibt es am Osprey Archeon 65 aber auch einen kleinen „schwerwiegenden“ Kritikpunkt – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Im Vergleich zu anderen Trekkingrucksäcken von Osprey mit vergleichbarem Volumen, wie etwa dem Kyte 66, den wir vor einiger Zeit testen durften, fällt der Archeon relativ schwer aus. Stolze 2,7 kg bringt er auf die Waage und damit über ein Kilo mehr als etwa der leichtgewichtige Kyte 66. Hinzu kommt der Preis von 300.- Euro. Zwar durchaus nachvollziehbar, wenn man weiß, welchen Aufwand es bedeutet Materialien zu recyceln. Im direkten Vergleich mit anderen Modellen von Osprey dürfte das Modell bei der Kaufentscheidung aber wohl leider negativ zu Buche schlagen.
Ich persönlich begrüße den Schritt zu mehr Nachhaltigkeit sehr und bin daher auch gerne bereit das kleine Extragewicht oder auch den Extrapreis auf den Schultern zu tragen. Während bei Textilien seit längerem bereits einiges in Bewegung gekommen ist, wird dem Thema Nachhaltigkeit bei Hartware momentan noch recht wenig Beachtung geschenkt.
Daher ist es eine gute und wichtige Maßnahme, wenn ein Branchenriese wie Osprey nun auch verstärkt auf den verantwortungsvollen Umgang mit Umwelt und Ressourcen aufmerksam macht. Es bleibt also zu hoffen, dass es die Konsumenten ähnlich sehen und sich die Produkte dann vor allem auch über die angepriesene lange Lebensdauer rechnen.
Das Gesamtfazit: Die Vor- und Nachteile im Überblick
Mit dem Osprey Archeon 65 W’s liefert der Rucksack-Spezialist einen durchdachten Trekking-Backpack mit viel Komfort und intelligenter Platzeinteilung, der durch recycelte Materialen und PFC-freie Beschichtung einen wichtigen Schritt zu mehr Nachhaltigkeit vollzieht. Bei Gewicht und Preis spielt das Modell allerdings in einer ziemlich hohen Liga.
+ sehr lässiges Design
+ intelligente Platzeinteilung
+ Hauptfach von vorne zugänglich
+ sehr bequemes Tragesystem
+ Güte Rückenbelüftung
+ robuste Metallschnallen statt anfälligem Plastik
+ integrierte Regenhülle
+ PFC-freie Beschichtung
– relativ schwer
– hoher Preis
Die Details:
Besonderheiten: 100% recyceltes Nylon,Adjustable AirScape™ Rückensystem, Trinkblasen-kompatibel, integrierte Regenhülle, Metallschnallen, PFC-freie DWR-Imprägnierung, Schlafsackfach mit interner Trennwand, Meshfächer mit seitlichem Zugriff, Deckelfach Zugang, zwei Eisaxtschlaufen, zwei RV-Taschen am Hüftgurt, Halterung für Wanderstöcken, RV-Meshfach unter dem Deckel, abnehmbare Schlafmattenschlaufen, internes Trinkblasenfach
Material: 1880D Recycled Nylon Canvas,
Volumen: 65 Liter
Rückenlänge: WXS/S, WM/L
Maße: 82 cm (l) x 36 cm (w) x 31 cm (d)
Farbe: Deep Space Blue
Gewicht: 2,77 kg
Preis: 300.- Euro (UVP)
*Hinweis der Redaktion zur Kennzeichnungspflicht: Die hier getesteten bzw. vorgestellten Produkte wurden uns vom jeweiligen Hersteller kostenlos zur Verfügung gestellt. Über den Produktwert hinaus flossen keine weiteren Zahlungen oder Gegenleistungen. Das Urteil der Redaktion ist dennoch unabhängig und die spezifischen Marken haben keinerlei Einfluss auf die Inhalte des Testberichts.