Mit den Worten „Back to the roots“ könnte man die aktuellen Highlights von Salomon für die bereits auf Hochtouren laufende Trailrunning-Saison 2022 beschreiben. Denn im Hinblick auf Design und Farbgestaltung so mancher Modelle erinnert die gesamte Formsprache doch sehr stark an die Anfangsphasen des Laufsports im Gelände. So verwundert es denn kaum, dass eines der absoluten Kultobjekte im Running-Bereich im altbekannten Retro-Look neu aufgelegt wird.
Doch das aktuellste Update des Speedcross – der Salomon Speedcross 6 – ist nicht nur eine Hommage an das erste von Schuhdesigner Reglan Berger entwickelte Konzept der frühen 2000er Jahre. Vielmehr wurde der Laufschuh in vielen Details nochmals verbessert und verspricht nun noch mehr Performance bei weniger Gewicht. Wir haben den „Publikumsliebling“ für euch getestet, der sich als Allrounder sowohl für sportliche Bergtouren als auch mittellange Trailläufe und den ganz gewöhnlichen Alltagseinsatz empfiehlt.
Geschichte des Salomon Speedcross – vom revolutionären Laufschuh-Konzept zum absoluten Kultobjekt in nur 16 Jahren
Mit dem neuen Speedcross 6 bringt die französische Outdoormarke nicht einfach ein weiteres Update eines überaus beliebten Laufschuhs auf den Markt. 16 Jahre nach der Vorstellung des bahnbrechenden Konzepts für Trailrunner und Bergläufer soll das neueste Modell vor allem die seit sechs Generationen andauernde Geschichte der Trailrunning-Ikone und dessen Designer und Athleten in den Fokus rücken. Bis heute steht der Speedcross synonym für schnelles, leichtes und vor allem funktionales Schuhwerk, das die Berglauf-Community nachhaltig verändern sollte. Inspiriert wurde der Klassiker durch robuste Wanderschuhe wie dem Salomon Adventure 7, der 1994 auf den Markt kam.
Das revolutionäre Konzept stellte die bis dato gültigen Regeln im Bergsport vollkommen auf den Kopf und beeinflusste maßgeblich die weitere Entwicklung des Trailrunning hin zum Massenphänomen. Speziell für das schnelle Laufen in den Bergen konzipiert, um die Füße vor Steinen und Hindernissen schützte und Stabilität auf nassen Felsen und im Schlamm zu bieten, wurde der Speedcross in den Jahren 2007 und 2011 sowie 2016 und 2019 als aktualisierte Version neu aufgelegt. Mit der neuesten Generation geht Salomon nun noch einen Schritt weiter und bringt mit dem Salomon Speedcross 6 ein Modell auf den Markt, das an das kühne Design der einstigen Ikone nahtlos anschließt.
Salomon Speedcross 6 – Trailschuh mit solider Dämpfung, 10mm Sprengung und neuartigem Rocker-Shape
Auch die jüngste Generation in Form des Speedcross 6 von Salomon bleibt den eigenen Wurzeln weiterhin treu und verspricht wie immer einen hohen Tragekomfort, der dank der dämpfenden EnergyCell+ Zwischensohle sichergestellt werden soll. Deren stark rückfedernde Materialmischung sowie die großzügige Sprengung von zehn Millimetern sorgen zudem für eine außergewöhnliche Energierückführung und ordentlich Schub auf den Trails.
Lediglich beim Gewicht (298 g) wird gespart, während die Laufsohle bei nassen Bedingungen eine noch stärkere, griffigere Verbindung zum Boden herstellen soll und deren verbesserter Grip auf die aktualisierte Mud Contagrip Laufsohle mit Y-förmigen Stollen zurückzuführen ist. Diese soll sich regelrecht im Untergrund festbeißen und den Schlamm noch schneller abtransportieren, damit man nicht unnötig Balast mit sich herumschleppt. Auch das Obermaterial aus feinmaschigem, elastischem und atmungsaktivem ME:sh®-Gewebe aus reißfestem Ripstop-Material wurde überarbeitet.
So hält es nicht nur Geröll fern, sondern bietet dank auflaminierten PU-Verstärkungen zusätzliche Stabilität und optimiert die fußgerechte Passform durch einen sockenartigen Aufbau. Für den nötigen Halt im Schuh sorgt zudem die altbekannte Sensifit-Konstruktion und der geschweißte, den gesamten Fuß umhüllende Schaft mit Quicklace-Schnürung.
Das af-Testurteil von Veit: vielseitiger Allrounder mit solider Dämpfung, weichem Schaft und geringer Stabilität
Inzwischen ist es 6 Jahre her, dass ich zum Einstieg in meine „Trailrunning-Karriere“ das erste Mal in einen Speedcross 4 geschlüpft bin. Damals war die Passform überaus angenehm, der Tragekomfort extrem formidabel und der sockenartige Aufbau etwas schwammig. Auch die stark profilierte Laufsohle war für meinen Geschmack zu weit ausgeprägt, wodurch ich bei besonders schmalen Trails gerne seitlich hängengeblieben bin. Seitdem dürfte sich viel getan haben, nahmen doch verschiedene Schuhdesigner die nachfolgenden Updates des Speedcross unter ihre Fittiche.
Während der Speedcross 5 optisch nur noch marginal an das „Urgestein“ aus den 2000er Jahren erinnert und auch sonst deutlich stabiler als dessen Vorgänger wirkt, macht der neue Speedcross 6 sowohl hinsichtlich des Designs als auch in puncto Stabilität eine gefühlte Kehrtwende. Das liegt einerseits an der Retro-Optik, die klar an alte Zeiten erinnert und mir persönlich nicht so wirklich gefällt. Und andererseits an der sockenartigen Konstruktion des Oberschuhs, dessen Mesh-Material recht schlank ausfällt und den Fuß nur mit Hilfe des Quicklace-Schnürsystems und ein paar PU-Verstärkungen stabilisiert.
In Kombination mit der zur Zehenbox hin stark abfallenden und enorm gedämpften Zwischensohle bietet der Speedcross 6 somit zwar einen recht hohen Tragekomfort. Allerdings fällt dieser fast schon wieder etwas zu schwammig aus, weil das flexible Material nicht ausreichend seitliche Führung bietet. Mit ein Grund, weshalb der Laufschuh in technischen Trails immer etwas fragil wirkt. Zwar kann die griffige Contagrip-Laufsohle mit ihrem stark ausgeprägten Profil diesen Effekt etwas ausgleichen, aber wer leicht zum Umknicken neigt, sollte definitiv keine Wunder erwarten.
Mir persönlich ist die Sohle generell etwas zu weich geraten, weshalb sie eher Energie schluckt anstatt sie – wie versprochen – zurückzuführen. Dadurch ist man mit dem Speedcross 6 gefühlt immer etwas mit angezogener Handbremse unterwegs, auch wenn der 10mm Drop ordentlich nach vorne schiebt. Ein weiterer Nachteil des engmaschigen Mesh-Materials des Oberschuhs ist das nicht ganz optimal ausfallende Fußklima.
Denn bei hohen Temperaturen wird es sehr schnell ziemlich warm im Schuh. Auch die Zunge fällt für meinen Geschmack viel zu groß aus und ist mitunter etwas im Weg, zumal diese sowieso relativ überflüssig scheint, weil das Schnürsystem deutlich weiter unten am Fuß ansitzt.
Gesamtfazit – die Vor- und Nachteile im Überblick:
Der Salomon Speedcross 6 ist ein grundsolider Allrounder, der sich vor allem für Einsteiger empfiehlt, die viel Wert auf hohen Tragekomfort und üppige Dämpfung legen. Ein Laufschuh, den man getrost auch mal für eine Wandertour hernehmen kann und der vor allem auf mittleren Distanzen durch seine angenehme Passform punktet.
Im Alltag fällt das Design je nach Farbvariante mitunter doch etwas zu stark aus dem Rahmen, als dass man damit normale Klamotten kombinieren könnte. Auch, weil die Zunge etwas zu groß geraten ist und das Fußklima bei hohen Temperaturen schneller als gedacht unnötig leidet.
+ guter Grip bei allen Bedingungen
+ ausreichend Platz auch für breitere Füße
+ gute Traktion und optimaler Schutz dank PU-Film
+ superbequemer Tragekomfort
+ optimiertes Abrollverhalten
+ hoher Tragekomfort dank sockenartiger Passform
– Quicklace kann bei langen Läufen etwas einschneiden
– bietet wenig Stabilität und seitliche Führung
– etwas zu schwammige Dämpfung
– Mesh-Material bietet kein gutes Fußklima bei hohen Temperaturen
Die Details:
Besonderheiten: SensiFit-Technologie, Contagrip®-Außensohle, Oberschuh mit Profeel Verstärkungen, OrthoLite® Einlegesohle, Quicklace-Schnellschnürung, verstärkte Ferse, verstärkte Fußspitze
Material: Textil, Synthetik, Meshmaterial
Farben: Black / Black / Phantom; Black / White / Acid Lime; Fiery Red / Black / Safari; Leek Green / Black / Bleached Sand; Quiet Shade / Black / Pearl Blue; White / Black / Empire Yellow
Sprengung: 10 mm (bei 5mm Stollentiefe)
Sohle: Energy Cell+, Mud Contagrip-Laufsohle
Gewicht: ca. 298 Gramm (bei Mustergröße EU 42)
Größen: EU 40 – 49 1/3
Preis: 139,95 Euro (UVP)
*Hinweis der Redaktion zur Kennzeichnungspflicht: Die hier getesteten bzw. vorgestellten Produkte wurden uns vom jeweiligen Hersteller kostenlos zur Verfügung gestellt. Über den Produktwert hinaus flossen keine weiteren Zahlungen oder Gegenleistungen. Das Urteil der Redaktion ist dennoch unabhängig und die spezifischen Marken haben keinerlei Einfluss auf die Inhalte des Testberichts.