Ida Sophie Hegemann ist der neue Star am Trailrunning-Himmel. Weshalb es nur wenig verwundert, dass sie inzwischen für The North Face in die Laufschuhe steigt und ein Podium nach dem anderen erklimmt. Aber nicht einfach mit irgendwelchen Trailrunning-Tretern. Nein, immer häufiger oder besser gesagt konsequent ist die Ultraläuferin mit Modellen der sogenannten VECTIV-Serie unterwegs. Also mit Laufschuhen, die auf die innovative VECTIV-Carbon-Technologie setzen.
Dabei handelt es sich um ein innovatives Sohlenkonzept, das vor allem auf der Langstrecke für mehr Entlastung, Energierückgewinnung und maximale Effizienz sorgen soll. Nach unserem nicht ganz so überzeugendem Test des Flight VECTIV haben wir nun auch das neueste Modell für euch geschnürt. Inwiefern die neuen The North Face Summit VECTIV Pro auf den Trails unsere Vorbehalte beseitigen konnten, erfahrt ihr in unserem Testbericht.
The North Face Summit VECTIV Pro – leichte und gut gedämpfte Laufschuhe mit innovativer Carbon-Technologie
Laut Hersteller ist der The North Face Summit VECTIV Pro ein Laufschuh für Trailrunner, die möglichst schnell und komfortabel die Ziellinie überschreiten wollen. Hierfür setzen die US-Amerikaner wie bereits beim Vorgängermodell Flight VECTIV auf eine in der Zwischensohle integrierte innovative Carbon-Technologie in zweiter Generation. Die sogenannte VECTIV™ 2.0 Karbonfaserplatte mit Stabilitätsflügeln und gegabeltem Design in der Ferse sowie im Vorfußbereich soll demnach dazu beitragen, ein deutliches Plus an Stabilität und Leistungsfähigkeit in technischem Terrain zu bieten.
Dadurch sorgt der The North Face Summit VECTIV Pro Laufschuh nun nicht nur für mehr Sicherheit, sondern zugleich auch für weniger Energieverlust auf der Langstrecke. Denn einmal an die Laufsohle abgebene Energie geht nicht einfach verloren, sondern wird dank der dreidimensionalen VECTIV™Karbonplatte in Vorwärtsdynamik umgewandelt. In Kombination mit der Rocker-förmigen und gut gedämpften Zwischensohle soll der The North Face Summit Vectiv Pro somit direkt aus dem Stand heraus für ordentlich Vortrieb und ein harmonisches Abrollverhalten sorgen.
Hierfür wurde extra der Leisten mit D-Breite aktualisiert und kommt ein Rocker mit 10 mm größerem Zehensprung als die letztjährige Version. Für maximalen Tragekomfort bietet die durchgehende Schaumstoff-Zwischensohle zudem rund 4 mm mehr Dämpfung als beim Modell Enduris von letzter Saison. Zudem leisten die internen Fersenstützen sowie die speziell designte Zunge mit Seitenflügeln einen wichtigen Beitrag für eine engere Passform des The North Face Summit VECTIV Pro.
Der Läufer profitiert dadurch sowohl von einer guten Führung als auch vom rundum perfekten Halt, damit nichts im Laufschuh verrutscht. Denn nur so kann die investierte Kraft möglichst reibungsarm auf den Untergrund übertragen werden. Währenddessen verhindert das atmungsaktive und grobporige Mesh-Obermaterial unangenehmes Überhitzen und trocknet schnell. Hitzestau? Absolut Fehlanzeige!
Für ordentlich Dämpfung setzen die Entwickler auf eine üppig dimensionierte Zwischensohle, die für ein optimales Abrollen entsprechend vorgebogen ist. Der Drop von der Ferse (32mm) bis zum Vorfuß (26mm) fällt mit rund 6 Millimetern moderat aus. Für guten Grip, perfekte Traktion und optimalen Halt in wechselndem Gelände kommt zudem eine hauseigene, griffige und langlebige Laufsohle zum Einsatz. Diese besteht aus einem abriebfesten Biomaterial, das mit SurfaceCTRL™ Grip Technologie und 3,5mm ausgeprägtem Stollen ausgestattet ist.
Das aF-Testurteil von Veit zum The North Face Summit VECTIV Pro: richtig schnelle Laufschuhe mit Abzügen in der B-Note
Ich würde mich ja nicht gerade als Fan der Carbon-Technologie bezeichnen. Aber wenn ich mir etwas angewöhnt habe, dann mich gegenüber technischen Neuerungen nicht zu versperren. Denn so hechelt man am Ende sprichwörtlich der Konkurrenz hinterher. Oder anders formuliert: Wenn alle Doping betreiben, wieso sollte ich es dann nicht auch mal ausprobieren!? Wobei die aktuellen Carbon-verstärkten Zwischensohlen bei Laufschuhen eher weit weg von leistungssteigernden Substanzen zu verorten sind.
Nicht von der Hand zu weisen, ist aber dennoch deren positiver Effekt. Zumindest was die Energierückgewinnung und effizienteres Laufen betrifft. Dementsprechend skeptisch bin ich in den neuen The North Face Summit VECTIV Pro geschlüpft, hatte ich doch mit dem Vorgängermodell eher nicht so meine Freude. Doch irgendwas war diesmal anders. Bereits beim ersten Testlauf ging der Laufschuh ab wie eine Rakete. Liegt es am recht geringen Gewicht? Oder doch an der ausgeklügelten Carbon-Technologie? Oder hatte ich einfach einen verdammt guten Tag? Denn am Ende stand eine Pace auf der Eieruhr, die um knapp zehn Sekunden schneller war als der sonstige Durchschnitt.
Neue Erkenntnisse sollte ein weiterer Lauf bringen. Auch diesmal wieder das Gefühl, mit den Füßen in den Schalensitz eines Rennautos zu steigen. Denn trotz extrem atmungsaktivem und großporigem Mesh-Obermaterial überzeugt die Passform durch überraschend gute Stabilität. So sorgen die The North Face Summit VECTIV Pro für optimale Traktion im Gelände, rollen sauber dahin und treiben einen dank Rockershape-Laufsohle regelrecht durch die Trails. Dafür sorgen auch die ausgeprägte Fersenaufnahme und die griffige Außensohle mit ausgeprägtem Stollenprofil.
Und wo ist jetzt das große ABER? Laufsportler wie ich mit recht breitem Vorfuß haben das Problem, dass selbst die großzügige Zehenbox seitlich an ihre Grenzen stößt. Denn dort befinden sich die Ausläufer der im Vorfußbereich vergabelten Carbon-Elemente. In technischem Gelände und vor allem im Downhill landete ich mit meinem kleinen Zeh immer genau auf eben diesen harten Elementen. Was sich natürlich recht unangenehm bemerkbar machte und zumindest in ruppigen Trails negativ auf den Tragekomfort auswirkte.
Zudem stellte ich nach meinen Laufrunden häufiger Knieschmerzen fest, was vermutlich auf die neue Laufergonomie zurückzuführen ist. Entweder stellt man also den eigenen Laufstil um oder steigt komplett auf Laufschuhe mit Carbon-Technologie um. Mit der Hoffnung, dass sich die Probleme durch entsprechenden Muskelaufbau oder eine Anpassung der Muskelketten auf die neuen Bewegungsabläufe von alleine verschwinden. Und last but not least: der stolze Preis! 250,- Euro (UVP) ist schon eine ordentliche Ansage, gehört mittlerweile aber wohl fast schon zum Standard bei ultimativen Trail-Raketen mit Carbon-Einlage.
Die Details:
Besonderheiten: geriffelte Schnürsenkel für optimalen Knotenhalt, speziell designte Zunge mit Seitenflügeln, integrierte Fersenstützen, Rocker mit 10 mm größerem Fersensprung
Laufsohle: gerockerte Zwischensohle mit VECTIV™ 2.0 Carbon-Technologie, Surface CTRL® Laufsohle aus Biomaterial mit 3,5mm Stollenprofil
Material: Gummi, Synthetik
Sprengung: 6 mm
Größe: 39 – 48 (EU)
Gewicht: ca. 574 Gramm (pro Paarbei Größe EU 42)
Preis: 249,95 Euro (UVP)
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